Zuwanderungen im Bachgau und in Pflaumheim

 

Die Gebrüder Schuler aus Tirol

 

Schon in früheren Jahren waren je nach Wirtschaftslage Zuwanderungen und Auswanderungen notwendig geworden. Einwanderungen waren vor allem nach den Auszehrungen durch den Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) für die Überlebenden eine existenzielle Frage, wie viele Beispiele aus dem Bachgau zeigen.

In Pflaumheim war nach dem Dreißigjährigen Krieg die Zahl der Einwohner von etwa 450 auf unter 100 gesunken. So ist aus dem von Josef Schuck 1937 herausgegebenen Heimatbuch „Pflaumheim im Bachgau“ heraus zu lesen, dass es nach dem Krieg nur ganz langsam aufwärts gegangen ist. Von der Regierung gewünscht, setzte bald eine Einwanderungsbewegung in den Bachgau ein: Wenigumstadt, das fast ausgestorben war, wurde 1661 von zahlreichen Familien aus der Gegend um Lüttich und Verviers in Belgien neu besiedelt. Auch in (Groß) Ostheim siedelten sich mehrere wallonische Familien an. Nach Pflaumheim kamen in dieser Zeit ebenfalls immer wieder Zuwanderer. So 1663 aus Österreich, 1668 aus Tungern in Belgien, 1669 aus Linz im Ländel ob der Enns (Oberösterreich, ein Gebiet das auch dem „Ländler“ seinen Namen gab). 1670 kamen Einwanderer aus Villingen, 1689 aus Burglos bei Lüttich, 1700 aus Tirol und 1701 aus Lutter im Eichsfeld. Viele der eingewanderten Namen hielten sich nicht lange in Pflaumheim.

Nachhaltig bemerkbar machte sich die Einwanderung der Schuler-Brüder ab dem Jahre 1700 aus Wald, heute ein Ortsteil von Arzl, im Tiroler Pitztal gelegen. Die drei Gebrüder Schuler waren fähige Steinmetze, die das in Pflaumheim beheimatete Handwerk wieder zur Blüte brachten. Johannes Schuler pachtete von 1701 ab die Pflaumheimer Steinkaute für 5 Gulden jährlich und lies sich am 17.02.1702 vor dem Petersgericht als Nachbar annehmen. Er entfaltete bald eine rege Tätigkeit als Maurer und Steinhauer und lies seine beiden jüngeren Brüder Paulus und Matthäus hierher nachkommen. Johannes Schuler gewann sehr schnell Ansehen und schon nach nur neuen Jahren seines Hierseins wurde er am 31.01.1709 an Stelle des verstorbenen Hans Konrad Sigler „zum Gerichtschöffen erwehlet, auch ahn undt in pflichten genohmen“. Als im Jahre 1724 der Pflaumheimer Landschöff Adam Stegmann nach 37-jähriger Amtstätigkeit zurücktrat wurde Johannes Schuler  „in Ansehen seines ehrbaren Wandels und sonstiger Fähigkeiten“ Landschöffe von Pflaumheim. Er starb am 25.02.1730 im Alter von 57 Jahren. Das bedeutendste Werk Schulers, ist zweifelsohne die Treppe zur Aschaffenburger Stiftskirche. Im Aschaffenburger Stadt- und Stiftsarchiv sind noch die Originalzeichnungen vorhanden. Der Auftrag zum Bau dieser Freitreppe, macht deutlich, wie bekannt der Pflaumheimer Handwerker in den seinerzeit maßgeblichen Kreisen war. Aus der am 28.01.1704 mit Maria Martha Rollmann geschlossenen Ehe gingen 10 Kinder hervor, drei starben in den ersten Lebensjahren, drei heirateten in Pflaumheim, die übrigen sind verzogen. Sei jüngster Sohn Konrad verstarb im Jahre 1813, im Alter von 91 Jahren.

Von den beiden Brüdern des Landschöffen verstarb Matthäus Schuler schon am 31.07.1705, erst zwanzig Jahre alt, währen der am 21.01.1678 in Wald in Tirol geborene Paulus Schuler am 4.02.1709 die Tochter des Johann Konrad Sigler, Martha heiratete. Aus dieser Ehe gingen 8 Kinder hervor. Paulus verstarb am 25.04.1720 im Alter von 42 Jahren.

Viele Pflaumheimer Familien tragen heute noch den Namen Schuler und sind die Nachkommen der beiden aus Tirol eingewanderten Schuler Brüder. Durch die Heiraten der zahlreichen weiblichen Schuler verbreitete sich ihr Blut auch in vielen anderen Pflaumheimer Familien. Außerdem führen verschiedene Schulerlinien nach auswärts unter anderem auch wieder zurück nach Tirol, wo Nachfahren in Zams im oberen Inntal leben.

Nach Schuck (Heimatbuch von 1937) ist Paulus Schuler der Stammvater der meisten heutigen Schuler-Familien bis auf die Linie in Haus-Nr. 63 (zweistöckiges Doppelhaus, 1937 im Besitz von Josef und Alois Schuler), die von Johannes Schuler abstammt.

 

 

 

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In die Mauer des alten Pflaumheimer Friedhofes eingebaut ist der schon etwas verwitterte Grabstein von „Anno 1730“ des im Jahr 1700 aus Tirol eingewanderten Steinmetzen Johannes Schuler, „........gewesener Churfürstliche Meintzischer Landschöpf allhier ein gewöhnlicher (bekannter) Liebhaber der Argidectur (Architektur) und Baumeister“.

 

Die Stammeltern aller Pflaumheimer Schuler sind Oswald und Eva Schuler geb. Schatz aus Wald im Pitztal / Tirol

 

Aus Zeitungsartikeln von Lothar Rollmann, zusammengestellt und bearbeitet von Herbert Rachor

 

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