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Die Zahn – eine Familie im / aus dem Bachgau „Kein anderer Name Pflaumheims hat sich durch fast sechs Jahrhunderte so gut erhalten und so verbreitet als Zahn“ – das schreibt der Hauptlehrer und Heimatforscher Josef Schuck (1893-1967) in seinem Buch „Pflaumheim im Bachgau“ von 1937. Die Familie Zahn ist mit der Geschichte und den anderen Familien des Bachgau eng verbunden. In Pflaumheim blieben nach dem 30jährigen Krieg (1618-1648) nur die Namen: Zahn, Knecht, Petermann und Hock als Familiennamen. Josef Schuck verweist auf die erste urkundliche Erwähnung 1360, des „Pedir Zan und Gudel“ aus Ringenheim. 1390 auch die erste Erwähnung aus Pflaumheim. Der Cent Bachgau ist eine historische Region südwestlich von Aschaffenburg und Teil des Maingaues und bereits in der vorgeschichtlichen Zeit besiedelt. Abb. 1: Kupferstich von Nikolaus Person (1695) Wenngleich man den Familiennamen „Zahn“ heute in ganz Deutschland finden kann, gibt nach „GenWiki“ die größte Präsenz des Namens am bayrischen Untermain und im Rhein/Main-Rhein/Neckar Gebiet. Relativ betrachtet gibt es auch im Raum Nürnberg / Fichtelgebirge und Großraum Mainz noch zahlreiche Zahn Familien. Außerhalb Deutschlands ist der Name in vielen Ländern aber vor allem in den USA, in Frankreich und in der Schweiz zu finden. Abb. 2: GenWiki - Zahn (Familienname) wiki-de.genealogy.net/Zahn Es kann angenommen werden, dass der Name aus dem deutschen Sprachraum stammt und sich an verschiedenen Orten parallel entwickelt hat. Insbesondere in der Zeit von 1900 – 1940 gab es Familienforschung in einigen Familien Zahn und viele können ihren Stammbaum bis ins 16. und 17. Jahrhundert zurückverfolgen. In manchen Fällen kann man Verbindungen zum Bachgau herstellen. Der Familienname „Zahn“ in Deutschland Bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts haben sich Familienforscher mit dem Familiennamen „Zahn“ und den dazugehörigen Stammbäumen beschäftigt. Für die Familien Zahn aus dem Bachgau waren dies Karl Zahn aus Essen (1883-1950), Franz-Jakob Zahn aus Seligenstadt (1863-1928) und sein Enkel Alphons Zahn aus Seligenstadt (1925-2014). Bekannte Familienforscher aus anderen Linien der Familien Zahn sind: Dr. Adolph Zahn und Theodor Zahn, Bürgermeister von Erfurt mit der Schrift: „Die Familie Zahn aus Greussen im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen“ aus den Jahren 1881 und 1899, sowie Ing. Fritz Zahn, aus Nürnberg mit dem Buch „Die Bernecker Linie Zahn“ im Jahr 1935. Die Linie in Greussen beginnt mit Nicolaus Zahn, ca. 1640. Vorher ist der Name in der Region nicht bekannt. Die Linie „Bad Berneck / Fichtelgebirge“ hat eine erste Nennung im 16. Jahrhundert und einen Stammbaum ab ca. 1670. Der Nürnberger Karl Zahn hat intensiv nach den ältesten Vorkommen des Namens gesucht und nur Einzelnennungen ab dem Jahr 1200 gefunden. Er sieht keinen Hinweis, dass der Name „Zahn“ von einem Ort ausgeht. Neben dem Bachgau gibt es einen frühen Nachweis in Überlingen am Bodensee, wo der Familienname „Zahn“ zwischen 1282-1546 bezeugt ist und zum Stadtpatriziat gehörte. Der Familienname „Zahn“ ist seit dem 17. Jh. in Franken, der Oberpfalz, Württemberg, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und im Rheingau zwischen Wiesbaden und Boppard häufiger anzutreffen. Der Bachgau ist aktuell die einzige Region, wo der Namen ab 1350 bis heute durchgehend nachweisbar und dokumentiert ist. Die Schreibweise des Namens war schon sehr früh „Zahn“, variiert in den historischen Unterlagen je nach Dialekt und Schreiber. Oft auch zwei Varianten zur gleichen Person oder Familie. Das Treffen 1935 – Der Familienverband Zahn Die Geschichte des Familientreffens von 1935 beginnt um das Jahr 1920. Unabhängig voneinander haben sich Karl Zahn (1883-1950) aus Essen und Franz-Jakob Zahn (1863-1928) aus Seligenstadt am Main schon seit der Jahrhundertwende mit der Erforschung ihrer Familie befasst. Karl Zahn traf bei einer Wanderung in den Pfälzer Bergen bei Dürkheim auf einen Pflaumheimer. Hier muß er wohl erfahren haben, das es in Pflaumheim zahlreiche Familien Zahn gab.  Die Begegnung veranlasste ihn eine schriftliche Anfrage bzgl. seiner Vorfahren im Pfarramt von Großostheim zu stellen, wo kurz vorher auch Franz-Jakob Zahn vorstellig geworden war. So kamen beide in Kontakt zueinander und ab dem 30. September 1923 gab es einen regelmässigen Briefwechsel. Damals war Franz-J. bereits durch eine schwere Krankheit eingeschränkt, trotzdem waren es 32 Schreiben, die er bis zu seinem letzten Schreiben am 2.11.1927 an Karl nach Essen sendete. Am 28.8.1928 verstarb Franz-Jakob ohne das Treffen der Zahn Familien miterlebt zu haben. Abb. rechts: Dr. Karl Zahn, Essen Abb. links: Franz-Jakob Zahn, Sippenforscher aus Seligenstadt / Main Bereits in seinem ersten Brief von 1923 war es für Franz-J. ein Anliegen, das Stammkreuz der Familie Zahn von 1687 wieder herzustellen. Dies ist dem Initiator auch noch gelungen. Im Februar 1924 schieb er: „So bleibt dieses würdige und erhabene Denkmal erhalten, worauf wir und unsere Nachkommen für ein weiteres Viertel Jahrtausend stolz sein können“. Im November 1924 wurde das Kreuz wieder hergestellt. Den Kosten von 300 RM (Reichsmark) standen Spenden von 250 RM durch Zahn Familien gegenüber. Abb. 8: Foto vom Sockel des Stammkreuzes im Jahr 1935 Aus der ersten Begegung hat sich ein „Kreis an Interessenten“ etabliert. In einem vorliegenden „Rundbrief Nr.2“ vom 1. Januar 1925 ist folgender Verteiler aufgeführt: Ignaz und Josef Zahn, Salmünster – Dierkes R. Zahn, Soden – Caster, Cassel – Christian Zahn, Kiel – Mehl, Niedererlenbach (Bad Homburg) – Josef Zahn, Bad Orb Schwerpunkte in diesen ersten Jahren war die Stammbaumforschung, die im Wesentlichen durch Franz-Jakob vorangetrieben wurde. Karl hatte die Organisation übernommen und kümmerte sich in „Rundbriefen“ darum, die Interessenten auf dem Laufenden zu halten. In den Kirchenbüchern des Bachgau war man 1925 bereits bis 1641 vorgestoßen und hatte dort die Wurzeln des Johann Balthasar Zahn (1704-1776) gefunden, der in Fulda gestorben ist. Überrascht war die Runde auch über die zahlreichen alten Steindenkmäler, welche der Familie Zahn zugeordnet werden konnten sowie die damals noch aktiven Steinbrüche und Zahn Steinmetze. Karl schreibt in seinem Rundbrief Nr.2 über die Wurzeln seiner Familie zurück bis ins 17. Jahrhundert im Bachgau. Er informiert über die Renovierung des Stammkreuzes und teilt erfreut mit, dass die Gemeinde einer Zurücksetzung des Stammkreuzes zugestimmt hat, sodass der gesamte Platz vor dem Kreuz liegt und dieses besser zur Geltung kommt – dies enspricht dem Zustand heute. Abb. 32: Original Foto von 1935 – Warten auf den Zug nach Aschaffenburg am Bahnhof Pflaumheim-Wenigumstadt, nach dem Treffen von 1935. Er schrieb auch über die 34 Pflaumheimer Zahn Familien, die zum Teil sehr arm waren und teilweise als Heimarbeiter für Aschaffenburger Kleiderfabriken arbeiteten. Trotzdem hatten sie die Renovierung des Kreuzes mit unterstützt. Er geht darauf ein, dass es nicht viele bürgerliche Familien gibt, welche ein solches historisches Denkmal aus dem 17. Jahrhundert haben. Mit dem Tod von Franz-Jakob, haben sich die Aktivitäten wieder auf Karl Zahn und seinen Zweig der Familie beschränkt. So schreibt Karl Zahn: „… und seither hatte man vom Bachgau nichts mehr gehört, was auf ein Gemeinschaftsunternehmen der Sippe hingezielt hätte.“
Text: Arbeitskreis Familien Zahn / Bachgau Bearbeitet: Herbert Rachor |