Flurwanderung 2025

 

Am Sonntag nach der Umstellung von Sommer- auf Winterzeit trafen sich bei windigem bis stürmischem Wetter 16 an Heimatgeschichte interessierte Menschen aus Pflaumheim und Wenigumstadt. Ihr Ziel: unter der seit 2017 bewährten Führung von Rudolf Ostheimer, der erstmals von dem Feldgeschworenen Gerald Ostermeier begleitet wurde, viel zu erfahren über den Grenzverlauf der Pflaumheimer Gemarkung, Flurnamen, die Bedeutung des Ehrenamts der Feldgeschworenen auch in Zeiten der Digitalisierung, die Flurbereinigung 1956/57, Hohlwege und vieles mehr.

 

 Die Wanderung führte durch den Schindgraben zur Annakapelle, von dort zur Wendelinuskapelle und ein Stück darüber hinaus, bergauf und bergab, über geschotterte und unbefestigte Wege, frisch gepflügte Felder und über Wiesen und leere Koppeln. Immer wieder pausierte die Gruppe, um Grenzsteine mit Ortszeichen und Jahreszahlen in Augenschein zu nehmen und zu hören, warum in den letzten Jahrzehnten Grenzsteine komplett verschwanden. Zudem erzählte Rudolf von arbeitsintensiven Zeiten vor und nach der Flurbereinigung, die er als Kind in einer Bauernfamilie hautnah miterlebte. Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten die Zusammenkunft wie immer zum persönlichen Austausch in angeregten Gesprächen.

 

Den Abschluss der Tour bildete die Ansicht des Dreimärkers, der das Zusammentreffen der Gemarkungsgrenzen von Pflaumheim, Großostheim und Niedernberg aufzeigt, Von dort aus soll im kommenden Jahr die Begehung der Pflaumheimer Gemarkungsgrenze fortgesetzt werden, wieder entlang der Grenzsteine, die so viel über vergangene Zeiten berichten können.

 

 

Text: Karin Ming 

 

 

Die Zahn – eine Familie im / aus dem Bachgau

 

„Kein anderer Name Pflaumheims hat sich durch fast sechs Jahrhunderte so gut erhalten und so verbreitet als Zahn“ – das schreibt der Hauptlehrer und Heimatforscher Josef Schuck (1893-1967) in seinem Buch „Pflaumheim im Bachgau“ von 1937.

Die Familie Zahn ist mit der Geschichte und den anderen Familien des Bachgau eng verbunden.  In Pflaumheim blieben nach dem 30jährigen Krieg (1618-1648) nur die Namen: Zahn, Knecht, Petermann und Hock als Familiennamen. Josef Schuck verweist auf die erste urkundliche Erwähnung 1360, des „Pedir Zan und Gudel“ aus Ringenheim. 1390 auch die erste Erwähnung aus Pflaumheim.

Der Cent Bachgau ist eine historische Region südwestlich von Aschaffenburg und Teil des Maingaues und bereits in der vorgeschichtlichen Zeit besiedelt.

         

Abb. 1:  Kupferstich von Nikolaus Person (1695)

 

Wenngleich man den Familiennamen „Zahn“ heute in ganz Deutschland finden kann, gibt nach „GenWiki“ die größte Präsenz des Namens am bayrischen Untermain und im Rhein/Main-Rhein/Neckar Gebiet. Relativ betrachtet gibt es auch im Raum Nürnberg / Fichtelgebirge und Großraum Mainz noch zahlreiche Zahn Familien.

Außerhalb Deutschlands ist der Name in vielen Ländern aber vor allem in den USA, in Frankreich und in der Schweiz zu finden.

Abb. 2:     GenWiki - Zahn (Familienname)

       wiki-de.genealogy.net/Zahn

Es kann angenommen werden, dass der Name aus dem deutschen Sprachraum stammt und sich an verschiedenen Orten parallel entwickelt hat. Insbesondere in der Zeit von 1900 – 1940 gab es Familienforschung in einigen Familien Zahn und viele können ihren Stammbaum bis ins 16. und 17. Jahrhundert zurückverfolgen. In manchen Fällen kann man Verbindungen zum Bachgau herstellen.

Der Familienname „Zahn“ in Deutschland

Bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts haben sich Familienforscher mit dem Familiennamen „Zahn“ und den dazugehörigen Stammbäumen beschäftigt. Für die Familien Zahn aus dem Bachgau waren dies Karl Zahn aus Essen (1883-1950), Franz-Jakob Zahn aus Seligenstadt (1863-1928) und sein Enkel Alphons Zahn aus Seligenstadt (1925-2014).

Bekannte Familienforscher aus anderen Linien der Familien Zahn sind:

Dr. Adolph Zahn und Theodor Zahn, Bürgermeister von Erfurt mit der Schrift:

„Die Familie Zahn aus Greussen im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen“

aus den Jahren 1881 und 1899, sowie Ing. Fritz Zahn, aus Nürnberg mit dem Buch „Die Bernecker Linie Zahn“ im Jahr 1935.

 

Die Linie in Greussen beginnt mit Nicolaus Zahn, ca. 1640. Vorher ist der Name in der Region nicht bekannt. Die Linie „Bad Berneck / Fichtelgebirge“ hat eine erste Nennung im 16. Jahrhundert und einen Stammbaum ab ca. 1670.

Der Nürnberger Karl Zahn hat intensiv nach den ältesten Vorkommen des Namens gesucht und nur Einzelnennungen ab dem Jahr 1200 gefunden. Er sieht keinen Hinweis, dass der Name „Zahn“ von einem Ort ausgeht. Neben dem Bachgau gibt es einen frühen Nachweis in Überlingen am Bodensee, wo der Familienname „Zahn“ zwischen 1282-1546 bezeugt ist und zum Stadtpatriziat gehörte.

Der Familienname „Zahn“ ist seit dem 17. Jh. in Franken, der Oberpfalz, Württemberg, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und im Rheingau zwischen Wiesbaden und Boppard häufiger anzutreffen. Der Bachgau ist aktuell die einzige Region, wo der Namen ab 1350 bis heute durchgehend nachweisbar und dokumentiert ist.

Die Schreibweise des Namens war schon sehr früh „Zahn“, variiert in den historischen Unterlagen je nach Dialekt und Schreiber. Oft auch zwei Varianten zur gleichen Person oder Familie.

 

Das Treffen 1935 – Der Familienverband Zahn

 

Die Geschichte des Familientreffens von 1935 beginnt um das Jahr 1920. Unabhängig voneinander haben sich Karl Zahn (1883-1950) aus Essen und Franz-Jakob Zahn (1863-1928) aus Seligenstadt am Main schon seit der Jahrhundertwende mit der Erforschung ihrer Familie befasst. Karl Zahn traf bei einer Wanderung in den Pfälzer Bergen bei Dürkheim auf einen Pflaumheimer. Hier muß er wohl erfahren haben, das es in Pflaumheim zahlreiche Familien Zahn gab.  

Die Begegnung veranlasste ihn eine schriftliche Anfrage bzgl. seiner Vorfahren im Pfarramt von Großostheim zu stellen, wo kurz vorher auch Franz-Jakob Zahn  vorstellig geworden war. So kamen beide in Kontakt zueinander und ab dem 30. September  1923 gab es einen regelmässigen Briefwechsel. Damals war Franz-J. bereits durch eine schwere Krankheit eingeschränkt, trotzdem waren es 32 Schreiben, die er bis zu seinem letzten Schreiben am 2.11.1927 an Karl nach Essen sendete. Am 28.8.1928 verstarb Franz-Jakob ohne das Treffen der Zahn Familien miterlebt zu haben.   

Abb. rechts: Dr. Karl Zahn, Essen

Abb. links:

Franz-Jakob Zahn, Sippenforscher aus Seligenstadt / Main

 

Bereits in seinem ersten Brief von 1923 war es für Franz-J. ein Anliegen, das Stammkreuz der Familie Zahn von 1687 wieder herzustellen. Dies ist dem Initiator auch noch gelungen. Im Februar 1924 schieb er: „So bleibt dieses würdige und erhabene Denkmal erhalten, worauf wir und unsere Nachkommen für ein weiteres Viertel Jahrtausend stolz sein können“. Im November 1924 wurde das Kreuz wieder hergestellt. Den Kosten von 300 RM (Reichsmark) standen Spenden von 250 RM durch Zahn Familien gegenüber.

 

Abb. 8: Foto vom Sockel des Stammkreuzes  im Jahr 1935     

Aus der ersten Begegung hat sich ein „Kreis an Interessenten“ etabliert. In einem vorliegenden „Rundbrief Nr.2vom 1. Januar 1925 ist folgender Verteiler aufgeführt:

Ignaz und Josef Zahn, Salmünster – Dierkes R. Zahn, Soden – Caster, Cassel –  Christian Zahn, Kiel – Mehl, Niedererlenbach (Bad Homburg) – Josef Zahn, Bad Orb

Schwerpunkte in diesen ersten Jahren war die Stammbaumforschung, die im Wesentlichen durch Franz-Jakob vorangetrieben wurde. Karl hatte die Organisation übernommen und kümmerte sich in „Rundbriefen“ darum, die Interessenten auf dem Laufenden zu halten. In den Kirchenbüchern des Bachgau war man 1925 bereits bis 1641 vorgestoßen und hatte dort die Wurzeln des Johann Balthasar Zahn (1704-1776) gefunden, der in Fulda gestorben ist. Überrascht war die Runde auch über die zahlreichen alten Steindenkmäler, welche der Familie Zahn zugeordnet werden konnten sowie die damals noch aktiven Steinbrüche und Zahn Steinmetze.

Karl schreibt in seinem Rundbrief Nr.2 über die Wurzeln seiner Familie zurück bis ins 17. Jahrhundert im Bachgau. Er informiert über die Renovierung des Stammkreuzes und teilt erfreut mit, dass die Gemeinde einer Zurücksetzung des Stammkreuzes zugestimmt hat, sodass der gesamte Platz vor dem Kreuz liegt und dieses besser zur Geltung kommt – dies enspricht dem Zustand heute.

 

Abb. 32: Original Foto von 1935 – Warten auf den Zug nach Aschaffenburg am Bahnhof Pflaumheim-Wenigumstadt, nach dem Treffen von 1935.

 

Er schrieb auch über die 34 Pflaumheimer Zahn Familien, die zum Teil sehr arm waren und teilweise als Heimarbeiter für Aschaffenburger Kleiderfabriken arbeiteten. Trotzdem hatten sie die Renovierung des Kreuzes mit unterstützt. Er geht darauf ein, dass es nicht viele bürgerliche Familien gibt, welche ein solches historisches Denkmal aus dem 17. Jahrhundert haben.

Mit dem Tod von Franz-Jakob, haben sich die Aktivitäten wieder auf Karl Zahn und seinen Zweig der Familie beschränkt. So schreibt Karl Zahn: „… und seither hatte man vom Bachgau nichts mehr gehört, was auf ein Gemeinschaftsunternehmen der Sippe hingezielt hätte.“


Text: Arbeitskreis Familien Zahn / Bachgau

Bearbeitet: Herbert Rachor

 

 

 
 

Kerbausstellung Augenblick

 

Diese Ausstellung soll den wortwörtlichen Augenblick der Natur auf uns sowie von uns in die Natur und auf Pflaumheimer Ortsgeschichte lenken.

Petra Stripp-Scheuring ist 55 Jahre alt, ihr Vater Günther Stripp ist alteingesessener Pflaumheimer, ihre Mutter Gertrud stammt aus Großostheim. Seit 1995 wohnt sie mit ihrem Mann Friedbert im ehemaligen, aufwendig renovierten Wohnhaus ihrer Urgroßmutter Ida Ott, geb. Hock in Pflaumheim an der Grünanlage „An der Dorfmauer“, für die sie mit anderen an der Natur Interessierten eine Patenschaft übernommen hat.

Als Einzelkind beschäftigte sie sich häufig selbst, im Hausgarten, in der Werkstatt, mit Fotoapparat sowie mit Stift und Block, dabei von den Eltern tatkräftig unterstützt und reichlich mit Material ausgestattet. Bei Ausflügen mit den Eltern hatte sie immer Malutensilien dabei und zeichnete, was sie in der Umgebung sah, oder entwarf komplette bäuerliche Anwesen mit Nebengebäuden und allem, was landwirtschaftliche Nutzung ausmacht. Später begann sie, Darstellungen aus Büchern abzuzeichnen (Kopien waren zu teuer) und startete eine Dinosaurier-Enzyklopädie. Nach dem Umstieg auf Ölmalerei konnte sie als jüngste Ausstellerin bei einer Hobbykünstlerausstellung im Ambrosiushaus ihre Werke zeigen. Fehlender Kunstunterricht ab der siebten Klasse und Beginn der Ausbildung zur Maschinenschlosserin, später Maschinenbautechnikerin unterbrachen diese kreative Phase. Lediglich technische Zeichnungen und Konstruktionen blieben als Übungsfeld für räumliche Vorstellungskraft. 

Das Interesse an der Kunst schwand nie. Beispielsweise war der Kontakt mit der lokalen Künstlerszene von Riebeek-Kasteel (Südafrika) während häufiger Dienstreisen dorthin inspirierend und letztendlich auch motivierend, der eigenen Kreativität mehr Platz einzuräumen. Dies gelang 2020 unter anderem über den Quereinstieg über die Naturgarten-Akademie in das Thema Naturgarten und die Visualisierung von biodiversitätsreichen Freiräumen. Im gleichen Jahr gründete sie ihr Büro/Projekt q-Blume für Planung und Visualisierung naturnaher Gärten und Anlagen. Im letzten Jahr eröffnete ein Kurs zum Urban Sketching neue Perspektiven: nicht die genaue zeichnerische Wiedergabe steht dabei im Vordergrund, sondern das Erfassen von Atmosphäre, Leichtigkeit und Gefühl an diesem Ort. Beispiele dieser Werke zeigt unter anderem die Ausstellung Augenblick, die am Samstag, 11.10.2025 mit einer Vernissage eröffnet wird, bei der Christel Ballmann für die musikalische Untermalung sorgt, und die von 15.00 bis 18.00 Uhr besichtigt werden kann. Am Sonntag, 12.10.2025 ist die traditionelle Kerbausstellung 2025 von 14.00 bis 18.00 Uhr für alle Besucher offen. Die Künstlerin ist an beiden Tagen anwesend.

 

 

Danke!

 

Der Geschichtsverein Pflaumheim bedankt sich ganz herzlich bei den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern der Kerbausstellung 2025 mit Werken von Petra Stripp-Scheuring im Alten Rathaus und bei allen Helferinnen und Helfern, die vor, während und nach der Veranstaltung unermüdlich für einen reibungslosen Ablauf sorgten. Viele positive Rückmeldungen zeigten, dass das Interesse groß ist, bei Menschen aus dem näheren Umfeld bisher unbekannte Talente auf sehr unterschiedlichen Gebieten kennenzulernen. Es war erfreulich zu sehen, wie Besucherinnen und Besucher Bekanntes, beispielsweise ein Tier aus der Nachbarschaft oder einen öffentlichen Ort aus Pflaumheim, erkannten und darüber ins Gespräch miteinander kamen. Auch vor dem Riwwelnull-Rezept und den „Ohrfeigen“ von Rudolf Kämmerer tauscht man sich rege aus.

Wer sich dafür interessiert, selbst kreativ zu werden, kann im nächsten Jahr an einem von Petra Stripp-Scheuring angebotenen Kurs „Urban Sketching“ teilnehmen. Der Begriff bedeutet, dass vor Ort in Städten oder Dörfern Zeichnungen erstellt werden, wie die Künstler es aus ihren Augen wahrgenommen haben. Diese Stiftzeichnungen werden auch als „visueller Journalismus“ oder „Aus-dem-Leben-Zeichnen“ beschrieben.

Die schöne Tradition der Kunstausstellung während des Kerbwochenendes wird im kommenden Jahr in jedem Fall fortgesetzt, freuen Sie sich schon jetzt darauf.

 

 

 

 

 Exkursion Radheim und Mosbach

 

Bei strahlendem Sonnenschein machten sich etwa 45 Geschichtsinteressierte auf den Weg in die hessische Nachbarschaft. Viele nutzten das schöne Wetter für eine Fahrradtour und taten somit Gutes für Geist und Körper.

 

 

In der alten Radheimer Kirche St. Laurentius stellte Klaus Seitz in einem gut ausgearbeiteten Vortrag die wechselvolle Geschichte des mehrfach umgebauten und heute unter Denkmalschutz stehenden Bauwerks dar. Bereits die Römer hatten hier ihren Göttern eine Kultstätte geschaffen. Davon zeugt ein römischer Opferstein, der dem Gott Merkur gewidmet und der in den Marienaltar eingemauert worden war. In diesem Zusammenhang wurde auf das Römerfest im Archäologischen Park Villa Haselburg, Höchst im Odenwald-Hummetroth am 15.06.2025 hingewiesen, wo Gruppen und Vereine Leben und Handwerk vor 2000 Jahren demonstrieren.

Anschließend ging es weiter nach Mosbach in die Johanniterkirche, deren älteste Bauabschnitte in das 13. Jahrhundert zurückreichen. Auch an dieser Stelle fanden sich bei Abrissarbeiten Hinweise auf eine heidnische Kultstätte in Form verbauter römischer Steinfragmente. Die erste Erwähnung eines Nonnenklosters von Benediktinerinnen erfolgte 828, später nutzten Johanniter bis Mitte des 16. Jahrhunderts die Gebäude. Der Küster der Mosbacher Kirche, Jens Löffler als auch sein Amtskollege Klaus Seitz aus Pflaumheim berichteten gemeinsam sehr informativ über die Geschichte der mehrfachen Umbauten der Kirche. Zudem gab es die seltene Gelegenheit, den normalerweise verschlossenen Krankensaal der Johanniter im Obergeschoss zu besichtigen.

Den gelungenen Abschluss bildete eine Vesper mit Bauernbrot, Hausmacher Wurst, Kochkäse und Bärlauchpesto sowie passenden Getränken. Jürgen Hock und Peter Stegmann als Organisatoren hatten im Pfarrgarten einen gemütlichen Rastplatz geschaffen, der noch für mehrere Stunden zu Gesprächen genutzt wurde.

 


 

Für diese in jeder Hinsicht erfolgreiche Veranstaltung bedankt sich der

Geschichtsverein Pflaumheim bei Organisatoren, Referenten und allen

Teilnehmern ganz herzlich.

 

Grenzgang 2024

 

Nach dem uns Petrus letztes Jahr ein Strich durch die Rechnung gemacht hatte, konnten wir diesmal bei gutem Wetter mit 18 interessierten Teilnehmer*innen am Sonntag den 3.11. an der Bayerisch-Hessischen Landesgrenze bei Ringheim die Flurbegehung starten. Rudolf Ostheimer, Obmann der Pflaumheimer Feldgeschworenen, erklärte unter vielen interessanten Aspekten den Zweck und Sinn dieser ehrenamtlichen Aufgabe.

 Besonders hervorzuheben war ein Auszug aus „Churfürstlich-Maynzische Land-Recht und Ordnungen für sämtliche Chur-Maynzische Landen von 1755“:

 „Damit nun einer jeden Gemarckung ihre Gräntzen und Mahle desto besser bey der Nachkommenschaft in ihrer Kantnuß erhalten werde, so sollen des Orths Schultheißen und ein Gerichtsmann, oder zwey  Feldgeschworne (welche derer Gränzen beste Wissenschaft haben) alle Jahre mit der Jugend männlichen Geschlechts, ihre Gemarckung ohnentgeltlich umgehen, und des Orths Jugend, jedoch gewissenschaft, niemand zu Nachtheil und Schaden, die Gränze und Mahle ihres Orths Gemarckung zeigen, selbige darzu anweisen und erinneren, auch wie und wann solches geschehen, einem besondern Gerichts- Buch einverleiben.“

Wir folgten der Gemarkungsgrenze über das Pflaumheimer Feld, vorbei am Feuerwehrhaus und der Hohen Hohle in Richtung Annakapelle.

Rudolf Ostheimer erzählte, dass 1956/57 als Pilotprojekt in Pflaumheim die erste bayerische Flurbereinigung durchgeführt wurde. Die durch Erbteilung zerstückelten und dadurch unwirtschaftlich gewordenen Felder wurden neu geordnet und auf eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Größe gebracht.  Mangels Erfahrung wurde dabei keine Rücksicht auf Ackerraine, Gräben und Bachläufe genommen. Die Flur wurde regelrecht ausgeräumt. Tausende Obstbäume wurden für maschinengenrechte Bewirtschaftung der Ackerflächen gerodet. Nach der Flurbereinigung hatten die Landwirte für ca. 20 Jahre ein Auskommen. Danach gab es immer mehr Nebenerwerbslandwirte bzw. die Höfe wurden aufgegeben.

Abschluss des Grenzganges war die Annakapelle. Der Geschichtsverein Pflaumheim möchte die Tradition fortführen und im nächsten Jahr den Zyklus Grenzgang von der Annakapelle bis zur Wendelinuskapelle neu beginnen.

Ein herzliches Dankeschön geht an Rudolf Ostheimer für seine interessanten und kenntnisreichen Ausführungen.

Text : Karl-Heinz Rohm

 
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